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SP: Termine und Veranstaltungen für unsere Bewohner

Bewohnergeschichten

SPANDAU

Hallo, mein Name ist Waltraud und ich feierte im März 2023 meinen 99. Geburtstag. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit und bin im Raum Babelsberg aufgewachsen. Leider konnte ich meinen Vater nicht richtig kennen lernen, da er bei einem Unglück ums Leben kam, als ich 2 Jahre alt war. Meine ganz große Leidenschaft war das Schwimmen. Sobald ich nur Wasser gerochen habe, war ich schon drin, nicht gerade immer zur Freude meiner Mutter. Ich habe auch sehr gerne gesungen, jetzt singe ich nur noch wie ne alte Krähe. Dies waren für mich wunderschöne Erlebnisse und somit habe ich bis heute meine Freude am Leben nicht verloren. Früher habe ich gerne gemalt, alles Landschaftsbilder, davon hängen einige hier in meinem Appartement an der Wand. Dann bekam ich 1993 meine Augenkrankheit, Netzhautablösung und somit das dann mit dem Malen vorbei. Davor laß ich sehr viel, heute höre ich Blindenhörbücher. Meine Tochter besucht mich hier in den Blindenwohnstätten, mind. 2 mal die Woche. Ach ja, eines will ich noch erzählen. Mein damaliger Ehemann kam 1948 sehr krank aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause und verstarb dann im Jahr 1966. Jahre später hatte ich einen supernetten Lebensgefährten, mit dem ich viele schöne Reisen gemacht habe und ich bin mit ihm durch ganz Europa gezuckelt. Herrlich.

 

Hallo, ich bin Franziskus und bin 42 Jahre jung. Ich war nicht von Geburt an blind, dies kam so nach und nach. Mich suchten in meinem frühen Leben mehrere Schlaganfälle heim und somit begann es, dass ich mit dem rechten Auge nur noch schwarze Punkte gesehen habe. Ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert und untersucht. In dieser Zeit fing es dann an, dass ich mit meinem linken Auge auch nur noch schwarze Punkte gesehen habe. Somit wurde ich auf die Intensivstation verlegt und ca. 3 Wochen in ein künstliches Koma gelegt. Als ich danach wieder aufwachte, konnte ich nichts mehr sehen und war damit blind. Ende November 2018 erlitt ich einen weiteren Schlaganfall und zog in die Blindenwohnstätten Spandau. Jetzt muß ich alles wieder neu lernen, dass Laufen, die Blindenschrift und eben all das, was man als blinder Mensch eben benötigt. Ich mache Handeltraining, Physiotherapie und Ergotherapie. Meine Bewegungen sind seitdem viel besser geworden und ich brauche z.B. zum Laufen nur noch einen Rolator. Was passiert ist, ist passiert, dies kann ich nicht mehr ändern. Deshalb versuche ich immer nur nach vorne zu schauen und tue viele Dinge, dass ich mich zumindest wieder gut bewegen kann.

 

Hallo, mein Name ist Hemut Zedlitz und ich bin 86 Jahre. Ich wohne jetzt ca. 1 Jahr hier in den Blindenwohnstätten in Spandau, Wohnbereich 5. Ich bin von Geburt an blind und aufgewachsen in Freiburg. In einer Studienanstalt in Marburg an der Lahn, wo ich 3 Jahre lebte, habe ich mein Abitur gemacht. Dort habe ich einen sehr guten Freund kennengelernt und unser Freundschaft besteht bis zum heutigen Tag, außerdem war ich in meinem Leben 2mal verheiratet. Das allerschönste in meinem Leben habe ich durch die Kunstkopfhörtechnik erfahren. Ich bin in den 70er Jahren mit einem Tonbangerät und einem Mikrofon in den Alpen mit einem Sessellift den Berg herunter gefahren. Dabei nahm ich die Geräusche auf, den Wind, die Stimmen von den Wandersleuten unter mir, einfach herrlich. So, und wenn ich jetzt hier auf meinem Sofa sitze und höre diese Aufnahmen, bin ich genau in dieser Welt. Durch diese Technik ist es mir möglich, dass ich das Gefühl habe, ich sitze genau jetzt in diesem Lift. Dies ist das allerschönste, was ein blinder Mensch erfahren und erleben darf. So kann ich mich immer an die verschiedensten Orte begeben, denn ich habe sehr viele solcher schönen Aufnahmen in meinem Leben gemacht. Leider wissen viele blinde Menschen von dieser Technik nichts. Man braucht dazu nur ein Mikrofon und Steuergeräte zum Aufnehmen. Mich macht das immer sehr glücklich, meine Erinnerungen heute noch hautnah zu erfahren.   ANMERKUNG: Herr Zedlitz hat zugestimmt, seinen Namen und Wohnstätte hier zu veröffentlichen. Wenn jemand etwas über diese Technik erfahren will, kann man den Herrn Zedlitz kontaktieren und er ist gerne bereit, die nötigen Informationen auszutauschen.

 

 

 

 


 

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